Statt wie von der Kaiserlichen Marine erwartet die Entscheidungsschlacht mit der deutschen Flotte zu suchen, errichtete die Royal Navy bei Kriegsausbruch 1914 eine Fernblockade in der Nordsee. Diese schnitt das Deutsche Reich vom Nachschub an Lebensmitteln und Rohstoffen ab und war von den deutschen Seestreitkräften aufgrund des geringen Aktionsradius der Hochseeflotte nicht zu brechen. Indem sich die deutsche und britische Schlachtflotte gegenseitig bedrohten, kam es in der Folge in der Nordsee faktisch zu einem strategischen Patt.
Am 28. August 1914 kam es nahe Helgoland zum ersten größeren Seegefecht zwischen Deutschen und Briten. Die Insel war nach der Übergabe von Großbritannien an das Deutsche Reich 1890 zur Seefestung ausgebaut worden. Nach Kriegsbeginn waren hier leichte Seestreitkräfte zur Überwachung der Deutschen Bucht und zum Schutz der deutschen Nordseeküste stationiert worden, denen die britischen Seestreitkräfte einen Hinterhalt stellten.
Um 6.52 Uhr lockten die britischen U-Boote E 6, E 7 und E 8 zahlreiche deutsche Zerstörer und Torpedoboote in die Nordsee hinaus. Die erste Phase des Gefechts begann und obwohl ungünstige Sichtverhältnisse herrschten, verlief aus britischer Sicht zunächst alles wie geplant. Admiral Hipper, Befehlshaber der deutschen Aufklärungsstreitkräfte, vermutete lediglich die Anwesenheit leichter, britischer Seestreitkräfte und schickte deshalb nur die beiden Kleinen Kreuzer FRAUENLOB und STETTIN zur Unterstützung. Sie erreichten das Kampfgebiet gegen 8.00 Uhr und deckten den Rückzug der deutschen Torpedoboote. Dabei erlitten sie mehrere Artillerietreffer, konnten aber auch Commodore Reginald Tyrwhitts Flaggschiff, den Leichten Kreuzer ARETHUSA, beschädigen. Aufkommender Nebel behinderte zunehmend die Sicht und machte auch ein Eingreifen der weitreichenden Geschütze auf Helgoland unmöglich. Schlechte Sichtverhältnisse und die daraus resultierende fehlende Orientierung, sorgten für folgenschwere Verwirrung auf beiden Seiten. Sowohl die deutschen als auch die englischen Befehlshaber waren nicht in der Lage, ein klares Lagebild zu erstellen und die eigenen Kräfte koordiniert und effektiv zu führen. Mehr und mehr entwickelte sich das Gefecht zu einem chaotischen Durcheinander.
Den Briten gelang es, das deutsche Torpedoboot V-187 abzuschneiden und zu versenken. Als zwei weitere britische Leichte Kreuzer plötzlich aus dem Nebel auftauchten, hielten Tyrwhitts Einheiten, die nichts von der entsandten Verstärkung wussten, die beiden Neuankömmlinge für deutsche Schiffe. Kurz bevor sie das Feuer eröffnen wollten, bemerkten sie ihren Irrtum. Gegen 11.00 Uhr attackierte der Kleine Kreuzer STRASSBURG erneut die bereits angeschlagene ARETHUSA, wurde aber von den sie begleitenden britischen Zerstörern abgedrängt.
Aufgrund der anhaltend schlechten Sicht geriet der Kleine Kreuzer MAINZ einigen neu eintreffenden britischen Kreuzern in den Weg und sank gegen 11.10 Uhr nach wiederholten Artillerie- und Torpedotreffern. „Das Letzte, was ich von ihr sah, war ein völliges Wrack, das gesamte Mitschiff ein rauchendes Inferno. Auf der Back und Achtern spieen je ein Geschütz noch Gift und Galle, wie eine von Wunden verrückt gewordene Wildkatze“, beschrieb der britische Lieutnant Oswald Frewin das Ende der MAINZ. Commodore Roger Keyes brachte den Zerstörer LURCHER längsseits der MAINZ und rettete ungeachtet der Explosionsgefahr 210 Mann, unter ihnen 60 Verwundete: „Sie lag mit dem Bug schon tief im Wasser, das Heck war mit teilweise furchtbar verwundeten Männern überfüllt, die Geschütze ein entsetzlicher Trümmerhaufen, mittschiffs war sie ein schwelender Ofen, zwei ihrer Schornsteine waren umgefallen, das Wrack schien rotglühend, die Hitze versenkte einem das Gesicht noch auf der Brücke der LURCHER...“, erinnerte sich Frewin (Bruce 1993, 33).
Währenddessen wurde die Harwich-Force erneut von deutschen Kleinen Kreuzern angegriffen. Zu ihrer Entlastung griffen nun die von Tyrwhitt per Funk zu Hilfe gerufenen Schlachtkreuzer in den Kampf ein und entschieden das Gefecht mit ihren schweren Geschützen zugunsten der Briten. Die beiden Kleinen Kreuzer CÖLN und ARIADNE wurden versenkt, drei weitere schwer beschädigt. Die übrigen deutschen Seestreitkräfte zogen sich zurück. Die deutschen Großkampfschiffe kamen dagegen zu spät, um noch in das Geschehen eingreifen zu können. Aufgrund der Tideverhältnisse hatten die in Wilhelmshaven breitliegenden Schlachtkreuzer nicht rechtzeitig auslaufen können. Als sie am Nachmittag endlich vor Helgoland erschienen, hatten sich die Briten bereits zurückgezogen.
Das Gefecht vor Helgoland hatte die Kaiserliche Marine die drei Kleinen Kreuzer MAINZ, CÖLN und ARIADNE sowie das Torpedoboot V-187 gekostet, weitere Schiffe waren zum Teil schwer beschädigt worden. 1240 deutsche Seeleute waren gefallen, verwundet oder in Gefangenschaft geraten. Die Briten hatten dagegen kein Schiff verloren, lediglich vier waren schwer beschädigt. Darüber hinaus hatten sie 35 Tote und 40 Verwundete zu beklagen. Trotz erheblicher Planungs-, Koordinations- und Kommunikationsfehler hatte die Royal Navy mit einer gehörigen Portion Glück das erste Zusammentreffen mit der Kaiserlichen Marine in der Nordsee für sich entscheiden können. Wären die deutschen Schlachtkreuzer rechtzeitig zur Stelle gewesen, hätte das Gefecht vor Helgoland möglicherweise einen anderen Verlauf genommen. Doch die Royal Navy hatte das für die Moral so wichtige erste Gefecht gewonnen. Die Niederlage vor Helgoland offenbarte erhebliche Mängel der Kaiserlichen Marine im Bereich der Aufklärung und Sicherung. Hinzu kamen taktische und operative Fehler. Auch der Bereitschaftsgrad der Hochseeflotte hatte sich als unzureichend erwiesen, da die Verstärkung aus Wilhelmshaven aufgrund der niedrigen Tide zu spät auslaufen konnte, um noch entscheidend am Gefecht teilzunehmen. Fortan wurden einige Großkampfschiffe auf der tideunabhängigen Schilligreede außerhalb des Jadebusens in Bereitschaft gehalten, um im Fall weiterer britischer Angriffe schnellstmöglich eingreifen zu können.
Weitaus schwerer als die Schiffsverluste waren jedoch die psychologischen Folgen. Die Niederlage bei Helgoland war nach dem Verlust des Kleinen Kreuzers MAGDEBURG in der Ostsee am 26. August der zweite empfindliche Rückschlag für die Kaiserliche Marine innerhalb weniger Tage. Als Reaktion schränkte der Chef des Admiralstabs, Admiral von Pohl, im Namen des Kaisers den Handlungsspielraum der Hochseeflotte deutlich ein. Weitere Verluste sollten unter allen Umständen vermieden werden. Das galt besonders für die Großkampfschiffe. Stattdessen verfolgte die Deutsche Marineführung weiterhin das Ziel eines Kräfteausgleichs. Deutsche Schlachtschiffe sollten erst eingesetzt werden, nachdem die britische Grand Fleet durch Versenkungen geschwächt wäre. Daher bedurfte jede Flottenoperation künftig der persönlichen Zustimmung von Kaiser Wilhelm II.
Zugleich setzte die deutsche Marineführung als Reaktion auf die britische Blockade ab Herbst 1914 U-Boote gegen die alliierte Handelsschifffahrt ein. Dadurch hoffte man, Großbritannien seinerseits von der Rohstoffversorgung abzuschneiden. Um die Erfolgsaussichten der U-Boote zu verbessern, ging die deutsche Seekriegsleitung im Februar 1915 zum sogenannten „uneingeschränkten U-Boot-Krieg“ über. Fortan wurden alle innerhalb bestimmter Sperrgebiete angetroffenen Handelsschiffe ohne Warnung angegriffen. Nach der Versenkung des britischen Passagierdampfers LUSITANIA, wobei 1198 Menschen, darunter 120 amerikanische Staatsbürger, starben, wurde der uneingeschränkte U-Boot-Krieg vorübergehend eingestellt, um einen Kriegseintritt der USA zu vermeiden.
Im Januar 1916 übernahm Admiral Reinhard Scheer den Befehl über die deutsche Hochseeflotte. Er strebte für seine Schlachtschiffe eine aktivere Rolle im Seekrieg an. Am 31. Mai und 1. Juni 1916 kam es mit der Skagerrakschlacht gemessen an der Zahl der beteiligten Schiffe (258) zur vermutlich größten Seeschlacht der Weltgeschichte. Das Ziel der Deutschen, die Royal Navy entscheidend zu schwächen und damit die Aufhebung der Seeblockade zu erzwingen, wurde nicht erreicht. Die Schlacht vor Jütland endete ohne eindeutigen Sieger und Deutschland setzte alle Hoffnungen auf den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.
Der Ausgang des Krieges ist bekannt: Am 11. November 1918 unterzeichnete das Deutsche Reich den Waffenstillstand, der im Allgemeinen das Kriegsende markiert. Den Bestimmungen des Waffenstillstandes entsprechend, musste das Deutsche Reich alle U-Boote an die Siegermächte ausliefern und einen Großteil der Hochseeflotte in der Bucht von Scapa Flow internieren lassen. Dort wurden am 21. Juni 1919 die deutschen Kriegsschiffe von ihren Besatzungen selbst versenkt, um eine endgültige Auslieferung als Reparationsleistung an die Alliierten zu verhindern. Dies war das unrühmliche Ende des deutschen Traums als Seemacht (zusammenfassend: Witt und Jentzsch 2016).